Auswahl (möglicher) Therapieverfahren:
Entsprechend der Komplexität des Schluckvorganges ergeben sich vielfältige Störungsmuster und damit unterschiedliche Behandlungsansätze.
So weit wie möglich werden in der [FDT] Methoden angewendet, deren Wirksamkeit nachgewiesen oder zumindest nach pathophysiologischen Überlegungen wahrscheinlich ist.
([Bartolome, "Neurogene Dysphagie", 2004])
7.1.2.1. Restituierende Verfahren
- dienen der Schaffung der sensomotorischen Voraussetzungen für annähernd normales Schlucken und der Verbesserung bestimmter Teilfunktionen, um effektives, aspirationsfreies Schlucken zu ermöglichen.
Es handelt sich um empirisch begründete Verfahren zur Bewegungsanbahnung, vergleichbar mit einer krankengymnastischen Übungsbehandlung
Methoden aus der Physiotherapie finden ihre Anwendung:
(Beispiele)
7.1.2.2. Kompensatorische Methoden
- Verhaltensänderungen während des Schluckens
(Änderung der Kopfhaltung, Schlucktechniken)
7.1.2.3. Adaptierende Maßnahmen
- externe Hilfen
(diätetische Maßnahmen / spezielle Kost, spezielle Ess- und Trinkhilfen und prothetische Hilfen)
Nach [Nusser Müller Busch, 2001] umfasst dieses ganzheitliche Therapieverfahren die Therapie der Funktionsbereiche Nahrungsaufnahme, Mundhygiene, nonverbale Kommunikation und Sprechen.
Die Behandlung der präoralen Phase (z.B.: Blickkontakt zur Nahrung, Riechen, Spüren mit der Hand, Speichelsekretion und Schluckmotivation) sowie der oralen Phase (Transportphase) stehen im Vordergrund. Die der autonomen Steuerung unterworfene pharyngeale Phase (Schluckreflextriggerung, zeitliche und räumliche aufeinander abgestimmte Bewegungsfolgen der Pharynx- und Larynxmuskulatur, Steuerung der Öffnung des oberen Ösophagussphinkters) wird nicht speziell berücksichtigt.
Des Weiteren erfolgt die Bahnung selektiver oralmotorischer Bewegungen in alltagsrelevante Vorgänge.
Grundlagen des physiotherapeutischen Bobath-Konzeptes und der kinästhetischen Wahrnehmung nach [Affolter] sind die Basis dieses Therapiekonzeptes.
Ziel ist die Wiederherstellung des normalen, physiologischen Schluckvorganges.
Die freie Beweglichkeit des orofazialen Systems soll durch Tonusregulation, Haltungsaufbau, Nackenmobilisation und Kieferkontrolle erreicht werden. Erst dann können durch überwiegend taktil-propriozeptive Reize (Spürinformationen) und das passive "Führen" der Organe die Funktionsbereiche (siehe oben) angebahnt werden. Das Ziel des therapeutischen Essens ist die Vermeidung pathologischer Muster.
Die verbale / auditive Stimulation wird weniger einbezogen. Ebenso werden Kompensationstechniken wie Haltungsänderungen und Schlucktechniken, die oft ein rasches und aspirationsfreies Schlucken ermöglichen, abgelehnt. Sie entsprechen nach dieser Auffassung nicht dem normalen Schluckvorgang.
Diese Therapie eignet sich besonders zur Behandlung von sensomotorischen Störungen im Bereich des Gesichtes, des Mundes und des Rachens bei Kindern. Besonders bei der Therapie von Saug-, Kau-, und Schluck- und Sprechstörungen fanden diese Verfahren Anwendung.
Sie wurde hierfür von Castillo Morales entwickelt.
Ziel ist normale oder annähernd normale Bewegungsmuster durch tonusregulierende Maßnahmen und Faszilitierung der Kopf- und Kieferkontrolle, welche Voraussetzungen für die Orofaciale Behandlung sind, anzubahnen.
Anwendung finden vorwiegend stimulative Techniken wie Berührung, Druck, Zug, Streichen, und Vibration an hauptsächlich mimischer Muskulatur. Des Weiteren werden mit Kopf-Hals–Muster Übungen und oben genannter Stimulationstechnik die Aktivierung der Lippen-, Wangen-, Kiefer- sowie die Zungenbeinmuskeln faszilitiert.
Intraoral wird die intrinsische Zungenmuskulatur beübt.
Der Patient wird zusätzlich verbal zum Schlucken aufgefordert.
In einigen Fällen kommt eine individuell angepasste Gaumenplatte zur Förderung der Lippen-, Kiefer- und Zugenbeweglichkeit zum Einsatz.
Auch bei diesen Verfahren werden hauptsächlich die oralen Schluckphasen beübt.
BILD: nasogastrale Sonde
Bei Patienten mit Schluckstörungen, die voraussichtlich länger als 30 Tage andauern und die Möglichkeit der oralen Ernährung ausschließen, ist die enterale Ernährung mit Einbeziehung des Magen-Darm-Traktes notwendig. Eine nasogastrale Sonde wird oft am Beginn der Erkrankung bei fehlender Vigilanz und zur vorübergehenden enteralen Ernährung eingesetzt. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass durch den Sondenverlauf durch Naso- und Oropharynx die ohnehin gestörte Schluckfunktion teilweise erschwert wird.
Mirko Hiller · DDZ · 2007 - 2010
BILD: Einsatz eines EMG-Gerätes
Der Einsatz eines EMG- Gerätes zur Erleichterung der Kontrolle bei Übungen zur Kehlkopfhebung kann eine sinvolle Hilfe in der Therapie sein.
Mirko Hiller · DDZ · 2007 - 2010